Mittwoch, 25. April 2007

Mitternacht Teil 3

...
Doch es kam eindeutig aus der Richtung des Friedhofs.
-Unmöglich vom Friedhof selbst- dachte er sich - das müsste
ja dann dort unbeschreiblich laut sein-
Zögernd machte er den ersten Schritt in Richtung des
Gräberfelds. Der erste Schritt war immer der schwerste.
Wenn er erst einmal geschah, fielen einem die weiteren
schon leichter. Das war zumindest Cunninghams Erfahrung,
doch diese sollte sich diesmal nicht bewahrheiten.
Mit jedem Schritt den er in Richtung der Ruhestätte
machte wurde das Gewicht um seinen Magen schwerer.
Er hatte Angst.

Er hatte das Haus nun vollständig hinter sich gelassen und tauchte
gänzlich in die Dunkelheit der Nacht ein, gegen die seine
kleine Laterne mit dem Mut der Verzweiflung ankämpfte.
Es war ein ungleicher Kampf und die Aussichten auf Erfolg
waren verschwinden gering. Weiter als zwei Meter schaffte es
das Licht nicht, bevor es von der Nacht aufgesogen und verschluckt
wurde. Die zwei Meter reichten Cunningham zwar, sich zu
orientieren, doch sehen konnte er damit nicht viel.
[i] kratz, kratz [/i]
hörte er das verdammte Geräusch immer lauter, doch nicht
laut genug um wirklich in der Nähe zu sein. In Abwesenheit
des Lichts und seiner Sehfähigkeit schienen seine anderen
Sinne geschärft zu sein. Er roch jetzt das modrige Moos auf dem er
ging und hörte jedes Geräusch.
Das hieß, er hörte eigentlich nur sich und dieses verfluchte
Kratzen. Er stutzte und blieb stehen.

Er versuchte neben dem Geräusch das ihn geweckt hatte noch
andere Laute der Nacht zu erlauschen. Es waren keine da.
Keine Eule schrie, keine Grille zirpte und er hörte weder Stechmücken
noch Schnaaken, die in dieser Gegend, so nahe am Sumpf
in ganzen Kampfgeschwadern unterwegs waren.
Es schien als ob diese verdammte Dunkelheit alles Lebende
vertrieben hatte und nur die Toten noch wandeln.
Und die Toten machen keine Laute.
...

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