... Schließlich fand er sie irgendwo unter seinen anderen
Gerätschaften. Kurz zögerte er noch, dann griff er auch nach
einer seiner Schaufeln und nahm sie mit, um sich damit
behelfsmäßig zu bewaffnen.
Hätte ihn jetzt jemand gesehen, er wäre schreiend davongelaufen,
wenn er den Totengräber in seinem langen und schon sehr alten
Mantel, mit Pantoffeln an den Füßen, der Sturmlaterne in der
einen, die Schaufel in der anderen Hand gesehen hätte.
Das schüttere, graue Haar stand wirr von seinem Kopf ab und
unter seinen Augen hatten sich dunkle Ringe gebildet.
Die Narbe auf seiner rechten Wange machte das Bild komplett
und verwandelte ihn in die Hauptfigur eines
kindlichen Alptraumes vom Butzemann.
Michael Cunningham kümmerte das nicht.
Er hatte nicht vor lange draußen zu bleiben und rechnete
nicht wirklich damit, jemandem zu begegnen. Er trat
aus der Tür und spürte die kalte, dunstige Nachtluft.
Er atmete tief durch, sog die Kühle in sich ein, die seine
Lebensgeister weckten, während er darauf wartete, dass
sich seine Augen an das, von der Laterne erzeugte
Zwielicht gewöhnten.
Der Himmel war wolkenverhangen und verdeckte so
den Sichelmond und die Sterne, sodass außer seiner
Laterne, keine anderen Lichtquellen vorhanden waren.
Vom Wald her kroch der Nebel in einem dichten, niedrigen
Schleier über den Boden, in Richtung Friedhof dahin.
Cunningham lauschte. Das Kratzen war jetzt viel leiser
als vorhin ...
Montag, 23. April 2007
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