Er ging los, ohne auf die Richtung zu achten.
Er hatte das Gefühl, dass sie richtig wäre und
er vertraute diesem, obwohl er es nicht kannte.
Er war sich sicher, so etwas noch nie gespürt
zu haben und doch kam es ihm so vertraut vor,
als hätte er dieses Wissen immer schon gehabt.
Er sah nur auf den Boden, um nicht über irgendwelche
Gräber oder weitere Wurzeln zu stolpern.
Plötzlich war er da.
Er stand vor einem Grab.
Das Kratzen war da.
Leise, doch so konkret wie nie vorher.
Vor ihm.
Unter ihm.
Es kam aus der Erde.
Aus dem Grab.
Michael Cunningham dachte nicht nach.
Er sah nicht auf die Inschrift des Grabes
vor ihm.
Die Sturmlaterne fiel ihm aus der Hand
Ihr Glas fiel auf die steinerne Umrandung
des Grabes und zerbrach.
Das Lampenöl floß aus, brannte.
Er beachtete es nicht.
Nichts schien jetzt noch von Bedeutung zu
sein, außer diesem einen Grab, das
da vor ihm lag.
Mit einer geschickten Bewegung, die
er sein Leben lang geübt hatte, immer wieder
und immer wieder, rammte er seine Schaufel
in den feuchten Boden.
Es war ihm, als wäre der Untergrund vor ihm
erst heute morgen aufgeworfen worden.
Wie ein Besessener wühlte er sich in die
nasse Erde.
Das brennende Lampenöl hatte in einer
feurigen Umarmung einen Ring um ihn gezogen.
Es floß um die Umrandung des Grabes und
brannte in einer hellen Corona um ihn.
Er beachtete es immer noch nicht.
Cunningham spürte, dass er sein ganzes
Leben lang auf diesen Augenblick gewartet
hatte. All diese zahllosen Gräber, die vielen
Beerdigungen, die ganze Schufterei, als einzige
Übung für diesen einen Moment.
Er grub wie ein Wahnsinniger.
...
Dienstag, 12. Juni 2007
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