Freitag, 20. Juni 2008

Etwas tun ... (Mittelteil)

[die Zeit wird knapp, Angst und Wut entstehen, es passiert etwas]

... Die folgenden Tage waren von einer regen
Geschäftigkeit erfüllt. Die Überlebenden hatten
einiges zu tun und dieses Zeit nutzte Bernhard um
sich ernsthaft über seine Zukunft Gedanken zu machen.

Er war sich darüber im Klaren, dass es mehr als
nur einen Aufstand geben würde, wenn heraus
käme, dass es nie einen Hubschrauber oder
Militärs gegeben hatte, so dumm war er nicht.

Also musste er sich etwas einfallen lassen, eine
Ausrede, oder eine Möglichkeit irgendwie aus dieser
dummen Sacher heraus zu kommen. Kurz
hatte er schon darüber nachgedacht, die anderen in
eine Art Falle zu locken, was natürlich völlig wahnsinnig
war. Nein, soweit war Bernhard noch nicht.

Aber er war schon soweit darüber nachzudenken, ob es
für ihn nicht das sinnvollste wäre, wenn er sich
einfach aus dem Staub zu machen. Es würde nicht auffallen,
wenn er in seinem Rucksack alles einpacken würde,
was er zum Überleben braucht. Das machten immerhin alle.
Er müsste die anderen nur zurücklassen.

Denn was blieb ihm anderes übrig?

Seine Überlebenschancen standen wesentlich
schlechter, wenn die anderen Überlebenden
herausbekamen, dass er sich belogen hatte
und so ihre ganzen Holzvorräte verbraucht hatte
nur um etwas Aufmerksamkeit zu bekommen und
an der Spitze zu bleiben. Sie würden das nicht
verstehen.

Am nächsten Morgen ging es los. 14 Überlebende
in einer Welt, die eigentlich keine Zukunft zu haben
schien.

Aus dem Haus herauszukommen war schwieriger als
hineinzukommen. Da die Türen natürlich komplett
verbarikadiert waren, und auch wenn sie zu öffnen
gewesen wären, es keine gute Idee wäre einfach
so vors Haus zu gehen, mussten sie auf dem selben
Weg hinaus wie hinein.

Durch den Kanal. Obwohl sich Bernhard inzwischen
nicht mehr sicher war, ob der Kanal immer noch so
unverseucht sein würde, wie er es vor fast 3 Wochen
gewsen war. Aber auf dem Weg zum besten Ausgang,
lief alles nach Plan.

Schließlich hatten sie einen Kanaldeckel erreicht, der
Bernhards Meinung nach weit genug vom Haus entfernt war.
Langsam spähten sein Sohn und er hinaus.
Während Bernhard mit einem Gewehr nach draußen zielte
hob der gute Junge den Deckel hoch.

Keine Gefahr. Und so ging es nach draußen.
14 Überlebende. 7 Männer, 5 Frauen und 2 Kinder, beide
um die 5 Jahre alt. Bis auf die Mutter der beiden Kinder
waren alle irgendwie bewaffnet. Bernhard, sein Sohn
Benjamin und ein Mann namens Klaus hatten Jagdgewehre.
Thomas, ein Polizist eine Pistole und Jürgen immerhin
noch eine Schrotflinte. Die beiden anderen Männer
hatten jeweils eine Axt und ein Brecheisen in der Hand.

Die Frauen beschränkten sich ganz auf stumpfe oder
spitze Gegenstände, mit denen man sich gut verteidigen konnte.
Baseballschläger, Küchenmesser, eine Sichel und einen
selbstgebastelten Knüppel mit Nägeln.
Insgesamt, eine Truppe vor der jeder Angst haben müsste.

Sie wanderten den ganzen Tag in die Richtung, die ihnen
Bernhard anwies. Er selbst ging an der Spitze und überlegte
sich, wie er aus dieser Misere wieder rauskam. Langsam
begann er, die Männer und Frauen zu hassen, die
ihm ängstlich folgten und von ihm Schutz und Führung
verlangten. Er war selbst ängstlich und führungslos.
Gerade hier draußen.

Im Hause hatte alles noch ganz gut geklappt, aber hier
draußen, gab es keine schützenden Mauern. Sie konnten
jeden Moment angegriffen werden.

Noch weit vor Sonnenuntergang befahl er deshalb
sich in ein Haus zurückzuziehen. Während alle anderen
im unteren Stockwerk die Fenster und Türen bis auf
eine schlossen und verriegelten und zunagelten, holte
er noch mit Thomas Feuerholz. Dann wurde
es Zeit zu verschwinden. Im letzten Moment
schaffte er es noch zur Tür hinein.

Er verriegelte die Tür und ging nach oben.
Die Sonne ging unter, ... die Nacht kam...

(fortsetzung folgt...)

Dienstag, 17. Juni 2008

Etwas tun...

[Fehlentscheidungen führen zu verzweifelten Maßnahmen, eine Idee wird geboren]

... Es musste natürlich genau so kommen.
Der Tag kam und brachte keine erhoffte Hilfe.
Jetzt musste sich Bernhard etwas überlegen.
Die Nacht hindurch hatten sie das Feuer brennen
lassen, nur auf ein Gefühl seinerseits hin, und
jetzt war immer noch keine Hilfe in Sicht.

Dass das Holz langsam knapp wurde, war ihm
natürlich klar. Sie hatten gestern bereits begonnen
auch Möbel und Papier zu verbrennen. Das Papier
in der Nacht, die Fetzen am Tag. Am Tag konnte
man schwarzen Rauch wesentlich besser und
weiter sehen als weißen. In der Nacht
war es natürlich umgekehrt.

Leider war es eine unbestreitbare Tatsache, dass
ihnen das Heizholz langsam ausging. Die Gasheizung
funktionierte nun schon seit 2 Wochen nicht mehr und
der Kachelofen verbrauchte viel Holz, wenn er genug
Wärme zum Kochen, Waschen und zum Heizen
produzieren musste.

Inzwischen lebten vierzehn Menschen in dem Haus
und alle waren sie Bernhards Anleitung gefolgt.
Bisher.
Gestern früh kam es beinahe zur Eskalation, als sein
eigener Sohn in fragte, wie es nun weitergehen sollte,
nachdem sie sich ausgerechnet hatten, dass sie nur
noch für zwei Wochen Proviant hatten.

Da musste Bernhard einfach einen Ausfall nach vorne machen,
was hätte er sonst tun können?
Kurze Zeit später hatte er Wache gehabt und da kam ihm die
Erkenntnis, dass es einfach bald zur offenen Rebellion gegen ihn
kommen würde, sollte er nicht bald Ergebnisse liefern.
Also erzählte er ihnen von dem Helikopter.

Er konnte sich nicht mehr an die genauen Worte erinnern, aber
sie waren so fantastisch, dass er sich sicher war, dass ihm niemand
glauben würde, vor allem nicht, nachdem ihn sonst keiner gesehen hatte.
Aber zu einem gewissen Teil, war Bernhard immer noch der
Anführer dieser kleinen Überlebendentruppe und somit war
noch etwas Glaubhaftigkeit für das Funktionieren dieser
Lüge übrig.

Natürlich war es eine Notlüge gewesen. Ansonsten hätte man
ihn von diesem Anführerposten vertrieben und ein anderer hätte
die Führung übernommen. Dieser wäre warscheinlich so weit
gegangen, die Truppe aus dem Haus heraus zu bringen. Mitten in
die Gefahrenzone.

So etwas konnte er nicht zulassen, sie waren hier sicher und
sie würden es bleiben, aber die Leute brauchten natürlich etwas zu
tun. Den ganzen Tag und die ganze Nacht hindurch das Feuer zu heizen,
war natürlich eine gute Möglichkeit die Überlebenden zu beschäftigen,
jedoch war es auch eine sehr verschwenderische Möglichkeit und
die Holzvorräte schwanden und schwanden dahin und
es kam keine Verstärkung.

Keine Hubschrauber, keine Panzer, keine Flugzeuge
und keine Jeeps. Keine Soldaten, kein gar nichts.
Sie hatten auch keine Funksprüche mehr abgefangen seit
der letzte Jeep vor vier Tagen an ihnen vorbei in ein
Nachbarhaus gerast und dort mitsammt dem Haus abgebrannt
war. Jetzt befand sich Bernhard in einer schlechteren Position
als noch gestern.

Jetzt musste er erklären, warum keine Verstärkung kommen
würde. Warum niemand kommen würde um ihnen zu helfen und
sie hier aus dieser Hölle zu befreien.
Die Wahrheit wäre einfach gewesen.

Aber Bernhard war zu feige für die Wahrheit, er war kein
wahrer Held, nicht einmal ein ganzer Mann. Er war eine kleine
Ratte, die einfach das Glück hatte in letzter Zeit ein paar passende
Vorahnungen bezüglich des Wetters und Verseuchungsgrades
gehabt zu haben. Das machte aus ihm weder einen Führer noch
einen Mann.

Also doch eine weiter Lüge.
Vernunft war nun völlig egal, denn natürlich wäre es wesentlich klüger
gewesen, niemandem die Lügengeschichte von dem Militärhubschrauber
aufzutischen und so eine riesige Menge Holz zu verschwenden.
Aber Vernunft war noch nie eine von Bernhards Stärken gewesen.

Tägliche Ansprache.
Erklärungsnotstand.
Was tun?

Er sah sich etwas verloren um, dann nahm er sein Gewehr.
Eine weiter Lüge. Sie mussten sowieso von hier weg.
Und es war nun egal ob er oder ein andere sich dafür entschied.
Mit dem einen Unterschied: Er würde noch Anführer sein,
wenn er sich so entschied. Andernfalls nicht mehr.

"Meine Freunde." sagte er und beging damit schon die erste Lüge,
pha Freunde... denkt er sich.
"Der Helikopter, der gestern von der Wache gesehen wurde..."
-immer bescheiden bleiben. Nicht sagen dass DU ihn gesehen hast.
"...ist offenbar auf einem nahen Landeplatz im Norden niedergegangen."
-Es gibt tatsächlich einen Hubschrauberlandeplatz dort.
"Außerdem glauben wir..."
-Blödscheiß, du alleine glaubst.
"... dass dort auch die Militärtruppen gelandet sind. Leider ist
der Platz zu weit entfernt, als dass wir einfach nur auf
die Rettung warten können."
-Oi, schön gesagt.
"Deshalb müssen wir ihnen entgegengehen."
-Oh ja!

Vereinzeltes Raunen in der Menge ließen ihm keinen
Zweifel, man war schon hart an seiner Glaubhaftigkeitsgrenze
angelangt. Er durfte ihre Geduld nicht länger ausreizen.
Er erklärte ihnen den Plan. Sie hatten zwei Tage Zeit
sich auf den Aufbruch vorzubereiten. Während dieser zwei
Tage würden sie die Feuer weiter heizen um
damit den Soldaten (die nicht existierten) ein Zeichen zu
geben, dass noch jemand am Leben war.

Auf dem Weg nach Norden, würden sie jede Nacht ebenfalls
rießige Feuer entzünden, damit man sah, dass sich die Überlebenden
näherten. Schlafen würden sie in den ersten Stöcken von
Wohnhäusern, damit sie die Treppenaufgänge leichter bewachen konnten.
Sie würden es schon schaffen.

Er löste zwar keine Begeisterungsstürme aus, aber die
Überlebenden waren doch froh, dass sich zumindest ETWAS tat.
....
Fortsetzung folgt...